Giftsumach Hecke im Herbst

Ist Giftsumach giftig für Ziegen?

Wie schon bei den Pferden, gibt es auch bei Ziegen keinerlei Dokumentationen in der Fachliteratur, die einen Todesfall von Ziegen in Zusammenhang mit Giftsumach beschreiben. Auch Hautausschläge wurden bis jetzt keine dokumentiert.
Wie bei Hunden, Katzen, Pferden und anderen Tieren ist auch bei Ziegen äußerlich das Fell der perfekte Schutz vor dem gefährlichen Wirkstoff. Das Urushiol haftet zwar am Fell, wird aber wenn, dann bestenfalls vom Menschen wieder aufgenommen.

Warum im Internet immer noch so häufig der Giftsumach (Gifteiche, Giftefeu) als giftig für Ziegen aufgeführt wird, ist mir nicht bekannt. Eigentlich ist sogar das Gegenteil der Fall. Ziegen lieben Giftsumach! Warum die Tiere so unempfindlich auf Giftsumach reagieren ist den Wissenschaftlern aber bis jetzt noch ein Rätsel. Man vermutet, dass die Resistenz für einige Giftpflanzen mit der ursprünglichen Herkunft der Ziege zusammenhängt.
Es waren vorwiegend Trockenregionen in den auch die wenigen Pflanzen sich durch Gifte von Fressfeinden zu schützen versuchten. Die Ziegen haben sich so langsam auch an Giftpflanzen angepasst und profitieren nun im Pflanzenparadies noch mehr von ihren Fähigkeiten.

Die drei Ziegen welche auf dem Foto unten rechts so entspannt Giftsumach verspeisen heißen Jasper, Rosie und Taffy und kommen von der Greedy Goats Farm in Fayetteville Arkansas. Wie mir ihre Besitzerin Connie berichtet, erfreuen sich ihre Ziegen bester Gesundheit. Sie bevorzugen regelrecht Giftsumach. Wenn Sie auf einer neuen Fläche zum Abweiden sind, wird erst der Giftsumach gefressen und dann das weniger leckere Grünzeug.

Der in Amerika jedem bekannte Spruch "Leaves of three, let it be!" (Hat es drei Blätter, rühr es nicht an!) verliert bei Ziegen völlig seine Bedeutung und sollte lauten "Leaves of three, candy to me" (Hat es drei Blätter, es gibt Süßes für mich) sagt Connie.

Ziegen beim Fressen von Giftsumach (Giftefeu)
Ziegen beim Fressen von Giftsumach (Fotos: Greedy Goats)

Connie macht etwas, das nennt sich Landschaftspflege mit Ziegen. Dabei werden die Tiere auf Landschaftsflächen gelassen, die von invasiven Pflanzenarten bedroht sind.
Invasiv bedeutet, dass sich nicht heimische Pflanzenarten mangels natürlicher Konkurrenz ungehindert und unkontrolliert ausbreiten. Die Eindringlinge verdrängen dadurch heimische Pflanzenarten und bringen das vorhandene Gleichgewicht im Ökosystem durcheinander.

Für die Ziegen sind solche meist sehr wuchsfreudigen Pflanzen eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan.
Der Giftsumach ist zwar in Nordamerika heimisch, verbreitet sich aber trotzdem seit den letzten Jahrzenten so stark, das man auch hier von einer invasiven Ausbreitung spricht.

Diese sehr nachhaltige Art der Landschaftspflege gibt es in den U.S.A. schon ungefähr seit dem Jahr 2000 und hat sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Trend entwickelt.
Die Ziegen fressen bzw. nagen die Pflanze bis einschließlich der Rinde ab. Die Wurzeln werden nicht gefressen und die Pflanzen können danach auch wieder austreiben. Man wiederholt die Aktion aber über das Jahr verteilt, so verliert die Pflanze an Kraft und ist irgendwann besiegt.

Der Vorteil: Der Mensch muss nicht mehr direkt mit der gefährlichen Pflanze in Kontakt kommen, die Beseitigung des entfernten giftigen Pflanzenmaterials macht keine Probleme und es müssen auch keine für die Umwelt schädlichen Herbizide mehr eingesetzt werden.
Zufriedene Auftraggeber berichten häufig, dass die Ziegen gründlichere Arbeit leisteten, als die Firmen, die es vorher mit den üblichen Standardmethoden versucht haben.

Ziegen sind nicht nur billiger sondern haben beim Verrichten ihrer Tätigkeit auch noch einen viel höheren Unterhaltungswert als so ein mobiles Einsatzkommando in ihren furchteinflößenden Schutzausrüstungen.
Das machen sich Kommunen in den U.S.A. zu Nutze und lassen die Beseitigung von Giftsumach auf öffentlichen Flächen zu einem regelrechten Event werden. Die Flächen werden eingezäunt und man hat kurzfristig einen kleinen Zoo im Park. So etwas spricht sich schnell rum und Familien mit Kindern besuchen gern die Ziegen bei ihrer Arbeit und amüsieren sich prächtig über die lustigen Tiere.

Nicht nur öffentliche Parkverwaltungen auch Privatpersonen die ihre Gärten von Giftsumach mit Hilfe von Ziegen befreien lassen, nutzen die Anwesenheit der Tiere aus und veranstalten extra kleine Partys. Dafür gibt es auch schon einen Fachbegriff, Agritainment.
Eine weitere andere Umschreibung hat sich für diese liebevollen Unkrautvernichter mittlerweile auch etabliert. Die Weapons of grass destruction (Grasvernichtungswaffen). Eine Anspielung auf die Weapons of of masss destruction (Massenvernichtungswaffen).

Speziell im Osten der U.S.A. wo sich der Giftsumach stark ausbreitet, ist durch die Ziegen nun endlich etwas Hoffnung für die Erhaltung der amerikanischen Kulturlandschaft in Sicht.

Falls irgendein anderer Ziegenfreund von seinen Erfahrungen mit Giftsumach berichten möchte, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme oder einen Kommentar hier unter diesem Artikel sehr freuen.
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Kommentare:

  • Wenn die Ziegen den Giftsumach fressen, was passiert mit der Ziegenmilch? Kann man die Milch dann noch trinken? Bekommt man einen Ausschlag?    Steffi Haufe, Schwabach
    • "Ein weit verbreiteter Irrtum ist, das die Milch von Ziegen, welche vorher bestimmte Pflanzen gefressen haben, Verbindungen der Pflanzen direkt übernimmt. Das ist aber nicht der Fall." (Dr. Jean-Marie Luginbuhl Professor für Pflanzenbau und Tierzucht an der North Carolina State University). Die Ziegenmilch ist nach dem Fressen von Giftsumach (Gifteiche, Giftefeu) weder giftig noch verursacht sie allergische Reaktionen wie die Pflanze.
  • Ist denn der gewöhnliche Efeu giftig für Ziegen?    Martina Peschel
    • Der gewöhnliche Efeu oder auch gemeine Efeu (Hedera helix L.) ist nicht giftig für Ziegen. Es finden sich auch hier gegenteilige Meinungen im Netz, allerdings auch keine Dokumentationen über irgendwelche Unfälle mit Efeu. Für die Ziegen, die in den U.S.A. in der Landschaftspflege beschäftigt sind, gehört das Wegfressen von gewöhnlichem Efeu fast zum Tagesgeschäft. Kein Ziegenhalter würde seinem Arbeitstier einer Gefahr oder Erkrankung aussetzen.
      Das direkte Füttern nur mit Efeu ist aber nicht zu empfehlen. Es widerstrebt dem natürlichen Fressverhalten der Ziegen, die instinktiv die Nahrung bzw. Fressquelle sehr oft variieren. Der Zwang zur einseitigen Ernährung ist oft die Ursache für eine Erkrankung der Ziegen.

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